Februar
Jeck sind sie alle oder Narr sein im Sinne von Narr sein, heißt nicht immer nur Narr sein…
Manche Beobachter der Berliner Politikszene halten es für eine historische Koinzidenz, dass die große Koalition am 11.11. zustande kam. Gerade für Kabarettisten ein gefundenes Fressen, was in dieser Zunft heutzutage eine Seltenheit ist. Meist muss das Fressen lange gesucht werden, was noch lange nicht heißt, dass die Suche von Erfolg gekrönt sein wird...
Aber kein Mitleid mit Kabarettisten – die haben es ja nicht anders gewollt. Womit wir beim Thema wären. Die Wähler haben es auch nicht anders gewollt. Die große Koalition genießt mehrheitlich Zustimmung, Angela Merkels Popularitätswerte lassen ihre innerparteiliche Opposition nachts verzweifelt in die Kissen schluchzen und sie sieht immer mehr aus wie Sabine Christiansen, was eine beunruhigende Entwicklung ist, aber Gott sei Dank noch ein bisschen brauchen wird und bis dahin kann ja noch eine Menge geschehen.
In den nächsten Wochen wird sie aber so richtig losgehen, die einzige freiwillig närrische Zeit. Dann werden sich die Menschen mehr oder weniger verkleidet in mehr oder weniger Lokalen mehr oder weniger amüsieren. Im Rheinland ist das dann so, dass man nur auffallen kann, indem man unkostümiert bleibt und sich damit aber Reaktionen aussetzt, die das erstmal gestoppte Antidiskriminierungsgesetz interessiert haben dürfte.
Beim Arbeitsmarkt wird derweil von Arbeitspflicht für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger gesprochen, was für Insider noch viel jecker (für Nichtrheinländer: verrückter) ist als alles, was Rhein und Ruhr zu bieten haben. Roland Koch wollte das in einem freundlich als Existenzgrundlagensicherungsgesetz bezeichneten Traktat so haben, sogar ganz ohne Entgelt, will Sozialhilfe weiß Gott üppig genug ist. Auffällig ist immer mal wieder, dass Worte manchmal das Gegenteil von dem sagen, was sie dann eigentlich beinhalten. Sozialhilfe ist heutzutage oft weder sozial noch eine Hilfe, Arbeitslosengeld II oder Hartz IV klingen nach deutlich mehr als sie sind. Menschen mit geringer Qualifikation werden qualifiziert, Menschen mit hoher Qualifikation werden auf gering qualifizierte Arbeitsplätze gesetzt. Es tut so einer Parkanlage ja auch mal gut, von Akademikern gepflegt zu werden. So kommen die akademischen Stubenhocker auch mal an die frische Luft, während die Analphabeten in staubigen Räumen die grauen Zellen anstrengen. Das ist eine echte Nivellierung der gesellschaftlichen Unterschiede und damit der DDR näher, als diese sich wohl jemals selber war.
Aber zurück zur fünften Jahreszeit. Bald werden die Otto-Normalverbraucher sich verkleiden und damit eigentlich ihr wahres Gesicht zeigen. Die Regierung sollte dabei nicht tatenlos zusehen, sondern noch rechtzeitig und zur Not per Notverordnung die Tabaksteuer, Alkoholsteuer etc erhöhen – schließlich muss Steinbrück sehen wo er bleibt, weil sonst Angela Merkel ihm zeigen könnte, wo er eigentlich hingehört…
Interessant wäre zu sehen, was passierte, wenn sich das Bundeskabinett einmal ehrlich verkleiden würde. Dann könnte Frau Merkel auf einen Blick erkennen, wer so alles den Dolch im Gewande trägt.
Doch bis dahin zieht es sie an alle Krisenherde der Welt. Vermutlich möchte sie sich abhärten gegen das, was sie in absehbarere Zeit Zuhause erwartet. Zur fünften Jahreszeit wird sie aber zurück erwartet, denn den Umgang mit echten Jecken kann man nirgends besser lernen als im Karneval.
In diesem Sinne: Helau, Alaaf, und Berlin-Hejo!