Ein guter Rutsch oder Sylvesteransprache for one

Haben sie die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin gesehen? Nein? Na gut, wer nicht zur Wahl geht braucht sich auch keine Neujahrsansprachen anzuhören.

Ekel Alfred Tetzlaff sagt es in der schönen Folge "Der Weihnachtspunsch": "Jetzt habt Ihr diesen Kerl haben wollen - habt für ihn demonstriert: "Willy wählen, Willy wählen!" geschrieben. Jetzt hört Euch auch gefälligst an, was er zu erzählen hat!".

Auf die Neujahrsansprachen können wir heutzutage verzichten, da Frau Merkels Mundwinkel auch immer die Konjunkturdaten visualisieren. Horst Köhler schaut bei seinen Weihnachtsansprachen immer so, als ob er still im Geiste seine Spesenabrechnungen macht.

Er soll ja einer der führenden Finanzköpfe unseres Landes sein - können wir es uns da wirklich leisten, ihn im Schloss Bellevue versauern zu lassen?

Vielleicht klingen seine Ansprachen deshalb ein bisschen wie ein Jahresgeschäftsbericht.

Die Bundesregierung darf ungestraft ein Drittel des Haushaltsjahresetats dazu verwenden, eine komplett marode Bank zu stützen und weitere Milliarden, um gesunden Banken zu helfen, mit günstigem Geld auf den Märkten zu zocken, anstatt - wie angekündigt - notleidenden Unternehmen mit günstigen Krediten auf die Beine zu helfen.

Zocken macht halt mehr Spaß.

Und Boni machen auch großen Spaß, die schon wieder in unvorstellbarem Umfang und vor allem steuerfrei in die Taschen der Banker wandern, die spätestens dann die Bestätigung haben, dass das was sie tun völlig in Ordnung ist.

Die von unserer Regierung gemeinsam haftbar gemachten Steuerzahler müssen ihr Weihnachtsgeld - sofern sie noch welches bekommen - versteuern. Das ist auch nur gerecht, weil es ja nicht sein kann, dass man für so ein paar Kröten anständig gearbeitet haben kann.

Die einzige faktische Macht, die der Präsident dabei hat, ist ab und zu "Nein" zu Gesetzen zu sagen. Eine reine Verweigerungshaltung.

Das kommt aber an im Land. Das wird von den Menschen prompt aufgegriffen, in dem sie sich sämtlichen Ansprachen verweigern.

Allerdings würde sich kaum ein Mensch bei uns zur Sylvesterfeier begeben, ohne zuvor "Dinner for one" gesehen zu haben.

Es ist ein bisschen wie die nächste Wirtschaftskrise - man weiß, dass sie kommen wird, man weiß auch wie sie ausgehen wird. Dennoch fiebert man jedes Mal mit Butler James, dass er nicht über den Eisbärkopf stolpern möge. Er wird ja immer sicherer, desto betrunkener er ist, was beweist, dass alle Macht den Drogen gehört.  

Natürlich ist "Dinner for one" ungleich unterhaltsamer als Wirtschaftskrisen.

In früheren Jahren konnte man es sich so einrichten, dass man den ganzen Abend von 17.00 Uhr bis fast Mitternacht auf den Landessendern diesen Klassiker sehen  konnte - sozusagen Nonstop. Fans haben den Sketch komplett nachgestellt, von der Suppe bis zum Portwein

Diesem Treiben wurde ein Riegel vorgeschoben. Gemeinerweise. In diesem Jahr gab es eine Absprache der Sender, nicht mehr gestaffelt sondern gleichzeitig zu senden, so dass man es maximal auf zwei Folgen bringen konnte.

Das empfinden Sie als ungerecht? Nun, es ist eine Zwangsmaßnahme.

Schließlich sollte niemand davon abgehalten werden, die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin zu sehen, obwohl die Kernthemen bereits am Sylvestertag in den Zeitungen zu lesen waren.

Damit sollte wohl denjenigen entgegengekommen werden, die nicht schnell begreifen oder auch nicht begreifen wollen, dass sie immer die Opfer bringen müssen, während andere längst wieder hemmungslos dem nachgehen, was die katholische Kirche zurecht als eine der sieben Todsünden verdammt: der Gier.

Nicht, dass die katholische Kirche davor gefeit wäre - hier zumindest weiß sie einmal, wovon sie redet, aber mit schwindenden Mitgliederzahlen wird es auch dem Pabst in Rom manchmal schummrig. Was tun, wenn der Kirche die Mitglieder genauso davonlaufen wie den Parteien?

Die Kanzlerin hat von Durchhalten und  Maß halten gesprochen - das kann ich Ihnen so mitteilen, ohne - wie ich zugeben  muss - die Ansprache gesehen zu haben.

Aber Kanzleransprachen sind so verlässlich wie "Dinner for one" - man weiß genau, wie es ausgehen wird und auch wir versprechen innerlich, dass wir auch zukünftig als treue Wählerbutler "our very best" versuchen werden.

Und wenn wir in Deutschland eine Revolution erleben wollen dann geht das nicht, indem die Regierung in Kriegen mitmischt oder Milliarden zum Fenster raus wirft.

Es gibt nur einen Weg: "Dinner for one" verbieten. Was dann geschähe würde die französische Revolution locker in den Schatten stellen - versprochen.

 

 


HELENE LIVE (in: Die Wühlmäuse)

HELENE - auf TOUR

Helene - Bücher

HELENE - im ARCHIV