Ludwig Stiegler oder ein Supergau kommt selten allein
Woran erkennt man, dass das Parlament Sommerpause hat? Ludwig Stiegler meldet sich zu Wort. Das ist bei diesem Mann aus Bayern ein pawlowscher Reflex – man kann den Kalender nach ihm stellen.
Wer Ludwig Stiegler nicht kennt – er trägt immer einen roten Pullunder - Sommer wie Winter. Alle Menschen, die schon mit ihm zu tun hatten, hoffen dabei inständig, dass er ganz viele Pullunder besitzt. Vielleicht hat er ja Sommer- und Winterpullunder, die letzteren mit diskretem Nerzfutter und die ersteren mit versteckter Aircondition?
Er braucht die Pullunder um aufzufallen. Ludwig Stiegler fällt durch seinen Optik nämlich nicht auf, was einmal dazu führte, dass ihn der Pförtner am Reichstagseingang Ost den Zutritt verweigerte, seine Mitarbeiterin aber fröhlich durchwinkte.
Spätestens seither trägt Ludwig Stiegler rote Pullunder – böse Zungen behaupten, dass er sie trägt, damit er jederzeit weiß, in welcher Partei er ist.
Er war auch einmal Fraktionsvorsitzender, der Ludwig Stiegler. Das war aber nur für kurze Zeit – man hat ganz schnell nach Ersatz gesucht, um Schlimmstes zu verhüten. Peter Struck sieht griesgrämig gefährlich aus, wenn er an seiner Pfeife nagt. Das ist sein Versuch auszusehen wie Herbert Wehner. Dabei ist Peter Struck in Wahrheit ein ausgesprochen liebenswerter und freundlicher Mensch – auch wenn er das vielleicht jetzt aus Imagegründen nicht unbedingt hören mag.
Ludwig Stiegler schaut hingegen sehr jovial aus seinem roten Pullunder – wie er dann wirklich ist, überlasse ich Ihrer Fantasie.
Nun müsste Ludwig Stiegler einen anderen Pullunder kaufen, denn die SPD ist nun definitiv nicht mehr die einzige rote Partei im Bundestag.
Es gibt zwei gute Nachrichten: Die PDS und die WASG gibt es nicht mehr. Die Schlechte: dafür gibt es jetzt „Die Linke“.
Eigentlich ist der Name ja schon falsch. Da ja in der Politik „links“ leicht mit „link“ verwechselt wird und wir jetzt einmal davon ausgehen wollen, dass es „links“ sein soll, müsste die Nachfolgepartei eigentlich „Linkse“ heißen. Damit wäre dann zweifelsfrei bewiesen, welche Absichten sie hegt, wobei das bei der nunmehr schon zweiten SED-Nachfolgepartei schwer zu sagen ist.
Da stoßen zwei völlig verschiedene Mentalitäten aufeinander. Die Wessis der früheren WASG hängen alten sozialistischen Allmachtsfantasien nach, während die Ossis verhindern wollen, dass sich etwas ändert.
Kann das gut gehen?
Lafontaine und Gysi bilden hierbei das Gleichgewicht des Schreckens – nicht nur optisch.
Gysi hat sich schriftlich geben lassen, dass er in seiner Zeit als Anwalt im Stasigefängnis Hohenschönhausen mit der Stasi zu tun aber nichts zu tun hatte. Er hat wie Bill Clinton geraucht ohne zu inhalieren. Das hat er sich deshalb schriftlich geben lassen, weil er es selber nicht glauben kann.
Und Lafontaine hat diese tolle Buch geschrieben: „Mein Herz schlägt links“ - das unterscheidet ihn von uns allen.
Dass er dieses Werk vorab in der BILD-Zeitung veröffentlicht hat, spricht dabei eine eigene Sprache.
Es wird derzeit in der großen Koalition viel über Alternativen zu rot-schwarz nachgedacht – diese Zwangsehe fortsetzen will niemand, obwohl sie ja eigentlich recht erfolgreich ist.
Außerdem wird immer wieder im Parlament darüber nachgedacht, ob man die Wahlperiode von vier auf fünf Jahre verlängern soll. Dabei schafft man derzeit kaum die vier.
Im Falle einer Neuwahl würde wahrscheinlich die neue Partei „Die Linke“ (Linkse) profitieren. Da kann man sich schon ausrechnen, wie lange die nächste Wahlperiode dauern wird: Ca. 5-6 Monate – so lange halten sich die Herren Gysi und Lafontaine in der Regel in verantwortlichen Regierungsämtern, dann tritt der eine aus Solidarität zu egal wem zurück und der andere versteckt sich in seinem Haus und lässt seinen kleinen Sohn die Zunge rausstrecken.
Wenn wir in solchen Händen sind, brauchen wir vor atomaren Supergaus aus Hamburg keine Angst zu haben und die Al Kaida wird uns von ihrer Liste streichen. So hat eben alles auch sein Gutes.