Der Juni

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.

Kaum schrieb man sechs Gedichte,

ist schon ein halbes Jahr herum

und fühlt sich als Geschichte.

 

 

Die Kirschen werden reif und rot,

die süßen wie die sauren.

Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,

so sehr wir es bedauern.

 

 

 

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.

Aus Herrlichkeit wird Nahrung.

Aus manchen, was das Herz erfuhr,

wird, bestenfalls, Erfahrung.

 

Es wird und war. Es war und wird.

Aus Kälbern werden Rinder

Und weil’s zur Jahreszeit gehört,

aus Küssen kleine Kinder.

 

 

Die Vögel füttern ihre Brut

Und singen nur noch selten.

So ist’s bestellt in unsrer Welt,

der besten aller Welten.

 

Spät tritt der Abend in den Park,

mit Sternen auf der Weste.

Glühwürmchen ziehn mit Lampions

Zu einem Gartenfeste.

 

 

Dort wird getrunken und gelacht.

In vorgerückter Stunde

Tanzt dann der Abend mit der Nacht

Die kurze Ehrenrunde.

 

Am letzten Tische streiten sich

Ein Heide und ein Frommer,

ob’s Wunder oder keine gibt.

Und nächstens wird es Sommer

(Erich Kästner)  

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