Eingangstext
Liebe Besucherinnen und Besucher meiner Online-Politikberatung,
wo im letzten Jahr nur die Wahlkampfwaffen geschwungen wurden, fliegen wieder einmal echte Bomben und Granaten. Selbst Insider der Nahostproblematik schütteln nur die Köpfe, wenn sie das unverhältnismäßige Vorgehen Israels gegen die Hispollah im Libanon bewerten. Die Entführung und Ermordung der beiden israelischen Soldaten war ein sehr offensichtlicher Vorwand, um den ohnehin fragilen Frieden zum Kippen zu bringen. Wer profitiert? Immer die falschen. Die Kriegstreiber auf beiden Seiten, der Iran durch ebenfalls raketenhaft emporschnellenden Rohölpreise. Vielleicht haben wir Europäer auch zu lange zugeschaut, als in Israel eine Mauer gebaut wurde, Palestinänser schikaniert wurden - wenn nicht durch Israel dann durch ihre eigenen korrupten Eliten. Und die Israelis leben in einem Wahnumfeld von Militarismus und Selbstmordattentaten, die den Kaffee um die Ecke zum Himmelfahrtskommando werden lassen. So gibt es keinen Frieden für den Nahen Osten. Wir haben vielleicht zu lange vergessen, dass die Abwesenheit von Kampf nicht Frieden heißt, sondern oft nur kalter Krieg.
Wir Deutschen haben natürlich ein besonderes Problem wenn es um die kritische Betrachtung des Handelns Israels geht. Deutsche Soldaten als Friedenstruppe vor Ort? Nicht wirklich vorstellbar. Aber das ist auch nicht, was im Moment Not tut. Not tut die Hilfe für die Obdachlosen und Verletzten in Israel wie im Libanon und vor allem in Beirut, einer Stadt, die sich nach traumatischen Bürgerkriegsjahren zu einer wahren Perle des Nahen Ostens gemausert hatte. Wie schnell Zivilisation im Chaos versinken kann, haben uns die Ereignisse der letzten Wochen drastisch vor Augen geführt.
Wenn der Weltsicherheitsrat einen Waffenstillstand fordert, klingt das beinahe ein wenig naiv. Nur der große Bruder Israels, die USA können hier eine Wende zum bessern herbeiführen – ausnahmsweise eine positive Rolle. Bleibt für uns Europäer nur zu hoffen, dass George W. Bush erkennt, wie dringend er einen Pluspunkt in seiner außenpolitischen Vita brauchen kann. Jedenfalls wissen wir Europäer jetzt, wie Guantanamo-Bay geschlossen werden kann: Zwei Israelische Gefangene hin und zack ist das Ding zu!
Wie wenig aber normalerweise Eingreifen von außen für innenpolitische Entwicklungen bringt, zeigt das Beispiel Afghanistan: Inzwischen sind die Taliban wieder fest installiert – einzige das Stadt-Landgefälle ist ein wenig krasser geworden. Die Medien interessieren sich inzwischen nicht mehr besonders für das Land und den offensichtlich nicht zu fassenden Osama Bin Laden.
Im Kongo versuchen deutsche Soldaten, eine demokratische Wahl durch ihre Präsenz sicherzustellen. Bei aller bewundernswerten Hoffnung die Kongolesen in diese Wahlen zu stecken scheinen ist es wohl sehr naiv zu glauben, dass Wahlen eine Gesellschaft verändern.
Haben sie das je bei uns getan?
Fragt sich Ihre
Helene Mierscheid