Liebe Menschen nach der Wahl,
da haben wir nun den Salat und der ist alles andere als grün. Die Wähler haben gesprochen und zwar so eindeutig, wie es nur ging.
SPD und CDU haben aber die gleichen Probleme - sie verlieren an Bedeutung. Ob es ein Gesundschrumpfungsprozess wird oder eine Schwindsucht?
Inzwischen ist die CDU wirklich auf die kleine Schwester CSU angewiesen um ein Wahlergebnis in den 30ern vorzuweisen.
In der SPD ist man Stolz auf die Geschichte der Partei - kein Wunder, die Gegenwart ist auch zu schrecklich.
Müntefering hat abschließend festgestellt, dass "Opposition Mist ist", für das Ausmisten des Augiasstalls fühlt er sich aber nicht mehr zuständig und widmet sich zukünftig lieber seiner jungen Lebensgefährtin. Es sei ihm gegönnt.
Aber wer soll es machen?
Steinmeier will sich nicht mit beiden Ämtern belasten. Es wird schon schwer genug sein, als Fraktionsvorsitzender die stark gelichteten Reihen zu organisieren.
Die SPD-Fraktion wirbt mit einem Plakat, auf dem alle Mitglieder abgebildet sind und dem Titel: "Eine starke Fraktion". Leider wird sie immer kleiner - also können die Bilder auf dem Plakat größer werden - das ist doch auch mal was.
Die SPD hat immer stillschweigend darauf gesetzt, dass der Wähler sie lieb hat. Wenn sie soziale Einschnitte vornimmt, nimmt der Wähler es weniger krumm, weil es ja von der SPD kommt.
Das sehen die Wähler ein klein wenig anders.
Siegmar Gabriel ist als neuer Parteivorsitzender im Gespräch - aber den mag man in der Partei nicht. Irgendwann wird der Parteivorsitz der SPD auf Ebay versteigert. Die Taschenuhr von August Bebel soll angeblich von Vorsitzenden an Vorsitzenden weitergegeben werden. Bei der Hektik im Amt kann sie inzwischen irgendwo liegen gelassen worden sein. Die Namen der Vorsitzenden werden inzwischen nur noch mit Bleistift an die Bürotür im Willy-Brandt-Haus geschrieben.
Sie SPD ist wie die katholische Kirche: Sie hat sich in ihrer Geschichte stets langsam bewegt und war damit gegen kurzfristige Versuchungen gefeit.
Im Godesberger Programm verabschiedet sie sich Ende der fünfziger Jahre von ihrem Nimbus als reine Arbeiterpartei, was auch ihrer heutigen Mitgliederstruktur entspricht.
Gerade junge Leute haben heutzutage Schwierigkeiten, sich mit einer Partei zu identifizieren, bei der auf Parteitagen Studienräte aufstehen um "Wir sind die Moorsoldaten" oder das "Steigerlied" zu singen. Aber sag noch mal einer, Sozialdemokraten hätten keinen Humor.
Liebe Menschen,
in dieser Ausgabe gibt es ein bezauberndes Herbstgedicht von Friedrich Hebbel - ein paar Rezepte für diejenigen, die denken, dass wir nun den Salat haben und einen Kommentar über das was alle anderen auch schon kommentiert haben aber noch nicht so.
Viel Spaß bei der Lektüre und auf bald!
Ihre
Helene Mierscheid