Willkommen im März!

herzlich willkommen in der Fastenzeit.

Die - wenn überhaupt - eher protestantischen Berliner werden jetzt fragen „was’n dit?“Fastenzeit ist die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag.

Da sollen die Rechtgläubigen, also die Katholiken, fasten und in sich gehen. Das in sich gehen ist nach den ausgiebigen Schlemmereien der Weihnachts- und Karnevalszeit dann auch meist nicht das Problem – Fläche genug bieten da die meisten.

Man soll auf weltliche Genüsse verzichten – dazu gehören alle Genussmittel, Alkohol, Nikotin, Fleisch und Sex. Das mit dem Sex ist dabei nicht so ganz eindeutig, aber ansonsten sind die Regelungen klar. Schon in vergangen Zeiten haben sich die Katholiken schöne Dinge ausgedacht, um das Leben n der Fastzeit zu erleichtern. Die Menschen auf dem Land erklärten Tiere , die im Wasser leben, wie Biber oder Wasserratten zu Amphibien und damit zu Fischen, so dass sie die vierzig Tage nicht ganz fleischlos bleiben mussten.

Besonders schön war es in den Klöstern, jedenfalls in den Klöstern, die Bier gebraut haben. Da gab es ein besonderes Fastenbier, das extra stark war. Da Trinken das Fasten nicht bricht, haben sich dort die Mönchen und Nonnen gemütlich die Kaputzen zugezogen. Blöd war nur, wenn sie nachher etwas Deftiges zu essen wollten – da gab es halt stattdessen noch mehr Bier.

Dieser Lebensstil hat sich in manchen Kreisen der Bevölkerung bis heute durchgesetzt, ohne dass den Betroffenen bewusst ist, dass er auf die katholische Fastenzeit zurückgeht.Wahrscheinlich wird jetzt durch manche Berliner Bezirke eine Katholisierungswelle gehen – nach dem Motto: “Ick bin keen Säufer, ick bin katholisch und faste!“

Die Fastenzeit war einmal als Zeit zur inneren Einkehr gedacht, hatte aber auch praktische Gründe. Im Frühjahr waren die meisten Vorräte aufgebraucht und es dauerte noch eine Weile, bis die Wintersaaten aufgingen. Da kam die Fastenzeit gelegen.

Das Osterei ist auch auf die Fastenzeit zurückzuführen, da in dieser Zeit auch kein Eierspeisen gegessen werden durften – da war es besser, alle gelagerten Eier auf einmal zu kochen.Was will uns das heute sagen, werden Sie jetzt fragen?

Nun wir können in der Fastenzeit hervorragend verschleiern, dass wir pleite sind. Der Rettungsschirm für die Banken wird vermutlich weite Teile der Bevölkerung im Regen stehen lassen. Auf ein Entgegenkommen braucht Otto Normalbürger nicht zu hoffen. Schon Mark Twain wusste: Banken, das sind Institutionen, die bei schönem Wetter Schirme verleihen, um sie bei Regen wieder einzusammeln.

Im Nachgang der Finanzkrise gibt es jetzt auch eine neue Diätform aus den USA: Dinner-Cancelling. Zu meiner Zeit hieß das „Ohne Abendessen marsch ins Bett“ -. Jetzt heißt es Dinner-Cancelling. Das gibt es auch für Eilige als Takeaway – da bekommt man dann eine leere Pizzaschachtel geliefert. Dinner-Cancelling gibt es auch für Gourmets – kostet aber zweihundert Euro pro Person, weil ja fünf Gänge abgesagt werden – plus Wein. Das Ganze bezahlt man dann mit der Kreditkarte von der Bad Bank.

Ich werde bei der Bad Bank auf alle Fälle ein Konto einrichten – da gibt es Kredit ohne Limit – man darf nur kein Guthaben aufbauen – das geht dann schwer ins Geld. Thilo Sarrazin, der charmante Finanzsenator aus Berlin soll im Mai als Vorstand zur Bundesbank gehen – da wissen wir nun auch, wo die Bad Bank angesiedelt werden soll.

Offen gestanden finde ich ja die so genannten „Good Banks“ schon ziemlich bad – wie bad wird da erst die Bad Bank? Gibt es dort Beleidigungen statt Kontoauszüge? Ohrfeigen statt Investmentberatung?

Auf alle Fälle wird die Mülltrennung in Deutschland dadurch revolutioniert: Es gibt künftig Hausmüll, Biomüll, Gelbe Tonne, Altpapier und Wertpapier.

Herzliche Grüße

Ihre Helene Mierscheid

Im Kommentar geht es in diesem Monat um Gerechtigkeit, es gibt Gartentipps und im Gedicht gibt sich Annette von Droste-Hülshoff ihren Frühlingsgefühlen hin.

Viel Spaß bei der Lektüre! 

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