Liebe Besucherinnen und Besucher dieser Homepage
freuen Sie sich auch dass die närrischen Tage vorbei sind? Hier in Berlin hält es sich ja noch in Grenzen, wobei selbst in Ostberlin inzwischen Zerfallserscheinungen der guten preußischen antikarnevalistischen Grundhaltung zu erkennen sind. Ich war bisher immer sehr stolz auf die Berliner, dass sie diesem rheinisch beeinflussten Treiben mit kastrationsängstefördernden Ritualen wie Krawatteabschneiden Einhalt geboten haben. Es ziemt sich auch nicht für Preußen, Karneval zu feiern, weil ja schließlich das preußische Heer durch die Funkenmariechen veräppelt wird.
Humor muss seine Grenzen kennen – als Lebensberaterin kann ich Ihnen das bestätigen.
Es mag sich für die Rheinländer, die in ihrer Geschichte noch mit jeder Besatzungsmacht fertig geworden sind ziemen, sich über Preußens Gloria mit zu kurzen Röcken und Perücken lustig zu machen, aber wer der bei gesundem Verstand ist macht sich über sich selber lustig?
Das sollte man tunlichst den anderen überlassen – in der Politik wird das jedenfalls so praktiziert. Außer natürlich, wenn Politiker versuchen die Seiten zu wechseln und sich den Orden wider den tierischen Ernst verleihen lassen. Dann halten sie lustige Reden, oder das was sie dafür halten halten sie dann.
Das sollte man tunlichst den anderen überlassen – in der Politik wird das jedenfalls so praktiziert. Außer natürlich, wenn Politiker versuchen die Seiten zu wechseln und sich den Orden wider den tierischen Ernst verleihen lassen. Dann halten sie lustige Reden, oder das was sie dafür halten halten sie dann.
Es ist fürchterlich.
Wenn Sie sich, liebe geduldige Leserinnen und Leser dieser Kolumne noch an den tollen Nero-Film mit dem unvergesslichen Peter Ustinov in der Hauptrolle erinnern sind Sie zum einen recht alt zum anderen werden Sie die Szene vor Augen haben, in der sein treuer Freund Petronius Nero in seinem Abschiedsbrief bittet, zu brandschatzen aber nicht zu singen, zu morden aber nicht zu dichten. Man könnte heute noch hinzufügen: Foltere aber erzähle keine Witze.
Bekannt für seinen legendär schlechten Witz war jahrelang Rudolf Scharping. Mein geschiedener Mann Jakob Maria Mierscheid erzählte mir kürzlich bei einem virtuellen Bier, dass Rudolf Scharping zu seiner Zeit als Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion beim sommerlichen Fest von Tisch zu Tisch zu gehen pflegte und Witze erzählte. Deren Bärte waren länger als seiner und er vermasselte jede Pointe. Da er aber Fraktionsvorsitzender war, musste sich alle alles anhören und darüber lachen. Mann soll gelegentlich Juckpulver zur Hilfe genommen oder sich unter den Tischen gegenseitig gekitzelt haben.
Wenn jemand künstlich lacht, sieht das aus als ob er schreien oder weinen würde. Das ist doch interessant.
Vielleicht hätte Nero sein Christenproblem auch durch schlechte Witze in den Griff bekommen? Dann hätten die Christen sich vor Verzweiflung selbst entleibt und er hätte heute einen besseren Leumund. Petronius hätte sich natürlich trotzdem umgebracht.
Vielleicht hätte Nero sein Christenproblem auch durch schlechte Witze in den Griff bekommen? Dann hätten die Christen sich vor Verzweiflung selbst entleibt und er hätte heute einen besseren Leumund. Petronius hätte sich natürlich trotzdem umgebracht.
Aber was lernen heutige Politiker aus der Geschichte? Nichts.
Sie stellen sich in Aachen auf die Bühne und tun so, als ob jeder lustig sein könnte. Vor allem der politische Humor ist ja Deutschland fest in Männerhand, weil es, wenn es im Humor ernst wird, auf die Männer ankommt – da haben Frauen nichts zu suchen. Die sollen sich über ihre Orangenhaut lustig machen und damit Basta.
Kürzlich hatte ich einen Gedankenaustausch mit einem berühmten Kabarettisten, dem ich vorschlug, ihm bei der einen oder anderen Gelegenheit mit etwas Lebensberatung zur Seite zu stehen. Er fand, Kabarett sei Männersache. Ich sollte also wiederkommen, wenn ich etwas hätte, das man durch Viagra versteifen oder grundsätzlich verlängern könnte. Kontinuierliche Gewichtszunahme wollte er nicht gelten lassen.
Mein Plädoyer, das Testosteron als alleiniges Hormon auf Dauer langweilig sei ließ er auch nicht gelten. Da Frauen in zu vielen gesellschaftlichen Bereichen die Macht an sich gerissen hätten, sollte doch wenigstens das Kabarett denn Männern bleiben.
Ich finde das ja in Ordnung, weil ich mir schon hübsch vorstellen kann, wie die männlichen Kabarettisten unter Artenschutz gestellt werden.
Wir werden sie dann bewundern können im Berliner Zoo, in einem schönen Bühnengehege direkt neben Knut, der heute nicht mehr so schön ist, dass er den Herren optisch die Show stehlen könnte. Er redet ja auch nicht und er ist männlich. Gottseidank.
Ich wünsche Ihnen eine tolle närrische Zeit. Auch wenn an diesem Sonntag in Berlin wieder Kamelle in mürrische Ges??Âchter fliegen und Kneipen zum Ringelpietz mit Anfassen einladen – wir Berliner brauchen den Karneval nicht – närrisch sind wir das ganze Jahr.
In diesem Sinne alles Gute
Wünscht Ihre
Helene Mierscheid